SPD Unterbezirk

Weiden-Neustadt-Tirschenreuth

Integration oft nur ein frommer Wunsch

Veröffentlicht am 11.11.2009 in Allgemein

Letztlich fehlt einfach das Geld: HPZ-Führung erläutert Annette Karl Probleme alter und junger Behinderter
Über ältere Behinderte informierte sich Landtagsabgeordnete Annette Karl im Heilpädagogischen Zentrum (HPZ). Ältere Behinderte hätten genauso wie Nichtbehinderte ein würdevolles Alter verdient, sagte Geschäftsführer Helmut Dörfler. Seine Stellvertreterin Brigitte Krause ergänzte, dass bei Behinderten der Alterungsprozess früher beginne.

Das HPZ kümmere sich um viele Menschen zwischen 40 und 50 Jahren in der Werkstatt, die jetzt noch von den Eltern betreut werden. Aber zu Hause gehe es eben nicht ewig.
Auf Nachfrage Karls sagte Dörfler, dass das HPZ bereits eine ausgelagerte Gruppe in Weiden mit neun Menschen habe. Zudem entstehe in der Fichtestraße das Projekt „Betreutes Wohnen“. Der nächste Schritt werde Einzelwohnen sein, wo Menschen nur mehr in Intervallen betreut werden.

Enge Klassenzimmer
Doch auch jüngere Menschen mit Handicap hätten Probleme, die wenig
bekannt seien, gab der Rektor der Förderschule, Reiner Pschibl, zu bedenken. So gebe es kaum Schulen, die voll behindertengerecht ausgestattet seien. Das Bauliche wäre noch das Einfachste, nicht aber die Einstellung der Eltern, die an der Grundschule Leistung für ihre gesunden Kinder forderten. Das ginge nur in ganz kleinen Klassen.
Zwei Projekte mit ausgelagerten Schülern begleite die Förderschule an der Grundschule Rothenstadt mit sieben und an der Hauptschule Windischeschenbach mit acht Schülern.
Pschibl führte die Abgeordnete durch seinen Bereich mit 95 Kindern und
Jugendlichen zwischen drei und 21 Jahren, beginnend mit der schulvorbereitenden Einrichtung (SVE) über die Förderschule bis zur Berufsschulstufe.
Gut eingerichtet, hervorragendes Personal, aber enge Klassenzimmer,
speziell für Rollstuhlfahrer, bedauerte der Rektor. Das Land Baden-Württemberg sehe zum Beispiel nur sechs bis sieben Schüler statt neun in einer Klasse vor. Bezüglich der Integration in die freie Berufswelt forderte Geschäftsführer Dörfler eine ehrliche Diskussion. Es sei völlig lächerlich, etwa 30 Prozent der Werkstattbeschäftigen in die freie Wirtschaft integrieren zu wollen. Dafür komme nur ein ganz kleiner Prozentsatz in Frage. „Von unseren 480 Werkstattbediensteten
könnte ich mir zehn vorstellen.“
Denn welcher Betrieb sei bei vollem Lohn mit 30 Prozent Arbeit zufrieden? Dass Integration nicht einfach gehe, zeigte Dörfler am Beispiel der am Brandweiher in Weiden geplanten Integrationsfirma des HPZ auf. Mindestens vier Behinderte und dazu vier Nichtbehinderte, also eine Eins-zu-eins-Betreuung in den Förderrichtlinien, das könne es
nicht sein. Dazu sei die Förderquote zu gering, und das HPZ müsse zu viel Eigenmittel in die Hand nehmen.

Fünf-zu-drei-Verhältnis
Kalkulatorisch errechne sich dadurch im ersten Jahr ein Minus von 80 000 Euro. Er habe sich eine Quote von fünf Behinderten und drei Nichtbehinderten vorgestellt. Wer Integration ernst nehme, müsse auch Zwischenformen akzeptieren, so wie hier geplant, gab Dörfler der Abgeordneten mit auf den Weg.

Zum Bild: Die Klassenzimmer des HPZ sind bei neun und mehr Kindern sehr eng, gerade wenn Rollstuhlkinder mit dabei sind. Das führten Förderschulleiter Reiner Pschibl (rechts) sowie die beiden HPZ-Geschäftsführer Helmut Dörfler und Brigitte Krause (von links) der SPD-Landtagsabgeordneten Annette Karl (Mitte) vor Augen.

aus oberpfalznetz.de

 

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