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Weiden-Neustadt-Tirschenreuth

In 20 Jahren energieautark

Veröffentlicht am 21.10.2011 in Lokalpolitik

Hochschulen stellen erste Ergebnisse ihrer Studie vor – Nordostbayern soll Modellregion werden
Die ersten Weichen für ein energieautarkes Nordostbayern sind gestellt. Auf Einladung der Volksbank Nordoberpfalz erläuterten am Montagabend die Professoren Manfred Miosga von der Uni Bayreuth und Markus Brautsch von der HAW Amberg-Weiden in der Stadthalle die Ergebnisse ihrer Studie. Die Anwesenheit von 265 Bürgern zeigt das große Interesse an dem Vorhaben.

Die Expertise, an der auch noch die Energieagentur Nordbayern beteiligt ist, kommt zu dem Ergebnis, dass die Energiewende einer Modellregion von Hof bis Amberg zu einem Aufschwung verhelfen kann. Enormes Potenzial sei vorhanden, die Wertschöpfung beträchtlich. Nordostbayern könnte in Sachen Forschung und Technologie mit einer Art Cluster für erneuerbare Energien die Nase vorne haben. Dafür stimmen die Voraussetzungen: Windräder das A & O
  • Nirgendwo anders in Bayern bläst der Wind so stark wie im Nordosten. Die meiste Energie könnten daher Windkraftanlagen liefern. Die Gutachter haben eine jährliche Stromproduktion von sieben Millionen Megawattstunden (1100 Drei-Megawatt-Windmühlen) errechnet. Das ist 70 Mal sowie so viel wie aktuell.
  • Bei der Bioenergie könnte die Leistung verdreifacht werden. Die jährliche Stromproduktion in Blockheizkraftwerken stiege auf 1,4 Millionen Megawattstunden, die Wärmeproduktion auf 1,7 Millionen Megawattstunden.
  • Photovoltaik: Bei Nutzung der geeigneten Dachflächen könnte die Leistung von 230 000 auf 731 000 Megawattstunden pro Jahr gesteigert werden und die Solarthermie für die Warmwasserproduktion von knapp 100 000 auf fast 350 000 Megawattstunden.
  • Kaum weiteres Ausbaupotenzial gibt es dagegen bei der Wasserkraft.
  • Die oberflächennahe Geothermie (Wärmepumpen) spielt nur eine untergeordnete Rolle.
  • Ganz wichtig ist es, durch Energieeinsparung und Effizienzsteigerung den Wärme- und Stromverbrauch zu senken und den restlichen Bedarf durch erneuerbare Energien zu decken. 2,2 Millionen Megawattstunden Strom (37 Prozent) und 5,7 Millionen Megawattstunden Wärme (42 Prozent) könnten eingespart werden.
  • Die Studie nimmt sich vor, dass bis zum Jahr 2030 der gesamte Bedarf in Nordostbayern aus regenerativen Energien kommt. Derzeit beträgt der CO2-Ausstoß noch 9,43 Millionen Tonnen (9,6 Tonnen pro Einwohner) pro Jahr. Zudem soll die Region dann grünen Strom an Ballungszentren verkaufen.
  • Die regionale Wertschöpfung durch den Ausbau der erneuerbaren Energien ist enorm. Die Experten errechnen jährlich zwischen 350 und 428 Millionen Euro. Werden alle Ausbaupotenziale erschlossen, bleiben pro Jahr 1000 Euro pro Haushalt in der Region.
Ludwig: große Chance Volksbankchef Gerhard Ludwig – sein Kreditinstitut ist bislang der Hauptsponsor für das ehrgeizige Projekt – äußerte sich begeistert von der Arbeit der Hochschulen. „Das ist eine große Chance. Es liegt an uns, etwas zu tun.“ Seine Bank wolle dazu beitragen, dass Einkommen und Kaufkraft bei einer breiten Bevölkerungsschicht erhöht würden. Ludwig zitierte Regierungspräsidentin Brigitta Brunner, die von einem „gewaltigen Konjunkturprogramm“ spreche. Ideengeberin MdL Annette Karl (SPD) sieht in den vorliegenden Zahlen eine tragfähige Basis, ohne Hilfe der Staatsregierung auf einem Zukunftsfeld eine Modellregion zu installieren. Unerlässlich sei die regionale Zusammenarbeit. Die Landespolitik müsse aber für klare Vorgaben bei der Energiewende sorgen. Standpunkte Interessant waren die Stellungnahmen der Kommunalpolitiker. An ihnen wird wohl die Umsetzung des Pilotprojekts wesentlich mit liegen. Für Landrat Wolfgang Lippert ist gerade die Windenergie eine Gratwanderung für den Landkreis Tirschenreuth. Diese werde nur gemeinsam mit den Bürgern und mit Rücksicht auf den Tourismus gelingen. In einigen Kommunen gebe es bereits vielversprechende Ansätze. Allerdings werde die Zahl der Windräder „auf ein Maß zurückgefahren, das der Landkreis verträgt“. Lippert sieht die Studie nicht nur positiv. Bei Hackschnitzel zum Beispiel gebe es nur noch ein geringes Potenzial. Und bei den Maisfeldern sei das Ende der Fahnenstange erreicht. Auch wenn Simon Wittmann in der Studie „sehr theoretische Ergebnisse“ sieht, ist er davon überzeugt, dass die Region in der Lage ist, bis 2030 energieautark zu werden. Am wichtigsten hält der Neustädter Landrat die Energieeffizienz. Einsparung sei das Gebot der Stunde. Sein Kreis habe hier in seinen Gebäuden und Schulen die Hausaufgaben gemacht. Das Blockheizkraftwerk in Eschenbach spüle heuer eine Million Euro in die Kasse. Der Weidener OB Kurt Seggewiß (SPD) würde sich wünschen, dass diese Veranstaltung der Start für eine verbesserte Zusammenarbeit in der Region sei und Hochfranken und die nördliche Oberpfalz zu einer gemeinsamen Erklärung in Richtung Energie-Region kommen. Weiden setze auf die Kooperation mit dem Landkreis. Mit Floß, Flossenbürg, Störnstein und Leuchtenberg würden zurzeit Gesellschafterverträge (ZENO) vorbereitet. Investor seien die Stadtwerke Weiden, die schon 800 neue Stromkunden gewonnen hätten.
 

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