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Zu Gast bei der AsF in Coburg: Familienarbeit nicht nur Frauensache

Veröffentlicht am 13.05.2009 in Arbeitsgemeinschaften

Für Familien lässt es sich auf dem Land gut leben. Landschaft und Umwelt sind intakt, die Familie und der Zusammenhalt im Dorf stimmen.

Für Familien lässt es sich auf dem Land gut leben. Landschaft und Umwelt sind intakt, die Familie und der Zusammenhalt im Dorf stimmen. Aber welche Möglichkeiten haben Frauen, die auf dem Land leben, auf dem Arbeitsmarkt? Wie lassen sich Familie und Beruf vereinbaren? Die Situation der Frauen im ländlichen Raum beleuchtete die Landtagsabgeordnete Annette Karl (SPD) bei der Vormuttertagsfeier des Kreisverbands Coburg-Land der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) im Refektorium des Klosters Mönchröden.

Grundlage des Referats war ein Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. In dem Vortrag solle nicht gemeckert werden, so Annette Karl, sondern es sollen Defizite aufgezeigt und Lösungen angeregt werden.

Ein Fakt vorweg: Frauen auf dem Land können nicht gleichberechtigt am Arbeitsleben und somit am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, wie Frauen, die in städtischen Regionen leben. Das traditionelle Rollenbild der Frau ist auf dem Land nach wie vor noch fest verankert - in den meisten Fällen verdienen das Geld die Männer, während sich die Frauen um die Kinder kümmern.

Erziehung und Haushalt

Grundsätzlich gilt, so Annette Karl: Ob Kindererziehung und Haushalt oder Berufstätigkeit - dies sollte jede Frau selbst entscheiden können: "Die Politik ist gefordert, Frauen die entsprechenden Möglichkeiten zu bieten."

Frauen im ländlichen Bereich leben heute in einem Spannungsverhältnis von traditionellen Normen und dem sozialen Wandel. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft, die Veränderungen in der Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt haben die Lebensbedingungen verändert. Wollen Frauen im ländlichen Raum in das Berufsleben zurückkehren, sie sind stärker mit Schwierigkeiten konfrontiert. Laut der BMELV-Studie besitzt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf dem Land eine besondere Brisanz. Denn Frauen in den ländlichen Regionen bekommen offentsichtlich selbstverständlich noch mehrere Kinder. 59 Prozent der befragten Frauen haben zwei oder drei Kinder, sechs Prozent mehr als drei Kinder und nur 18 Prozent ein Kind. Allerdings ist aber auch auf dem Land ein Geburtenrückgang zu verzeichnen. Trotz der noch relativ hohen Geburtenraten, dem Wunsch und der Bereitschaft vieler Frauen Kinder und Beruf unter einem Hut zu bringen, mangelt es an guten und passenden Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. Betreuungen für Kinder unter drei Jahren und im Grundschulalter sind in Wohnortnähe nicht immer vorhanden, so Annette Karl. "Wer lange Wege zurück legen muss, um sein Kind zur Tagesmutter zu bringen, für den lohnt sich ein Teilzeitjob kaum".

Von Kindergärten und Schulen forderte die Landtagsabgeordnete, die Öffnungszeiten auf die Berufstätigkeit der Frauen abzustimmen. Frauen auf dem Land kehren, wenn sie kleine Kinder haben, seltener in den Beruf zurück. Die Arbeit wird auch schlechter bezahlt als in urbanen Regionen und "Land"- Frauen gehen vermehrt Tätigkeiten nach, für die sie überqualifiziert sind.

Ein weiteres Problem ist die fehlende Infrastruktur. Schlechte Verkehrsanbindungen durch unzureichende Fahrplandichte und lange Wartezeiten erschweren berufstätigen Müttern das Pendeln zum Arbeitsplatz.

Um 10 Prozent abgenommen

Das Fazit der Abgeordneten: Sinkende Geburtenraten, ein steigendes Durchschnittsalter sowie der zunehmende Wettbewerb werden voraussichtlich die Abwanderung weiter voran treiben. Während in den ländlichen Regionen reihenweise Schulen schließen, wird zum Beispiel in Neufahrn bei München eine Schule nach der anderen gebaut. "Insgesamt hat die Bevölkerung im ländlichen Raum seit 1990 um 10 Prozent abgenommen".

Die Landtagsabgeordnete forderte eine Gesamtkonzeption, angefangen von qualitativ guten und flexiblen Kinderbetreuungsplätzen, besseren Verkehrsanbindungen, ein schnelleres Internet, eine bessere Gesundheitsversorgung und vor allem ein Umdenken in Familie und Gesellschaft. "Familienarbeit ist nicht nur Frauensache, sondern genauso die Aufgabe der Männer," zeigte die Landtagsabgeordnete auf. Und dies gelte für die Kindererziehung ebenso wie für die Pflege der Eltern oder Schwiegereltern, die oftmals mit im Haus wohnen, so die bayerische Landtagsabgeordnete Annette Karl.

Text aus Neue Presse Coburg von Gabi Arnold, Foto: Privat

 

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