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Weiden-Neustadt-Tirschenreuth

Erzieherausbildung keinesfalls kürzen – Appell stößt bei Annette Karl auf offene Ohren

Veröffentlicht am 11.02.2012 in Presse

Eine verkürzte Ausbildungszeit bringt doppelt so viele Erzieher. „Diese Annahme ist ein Trugschluss“, ist Landtagsabgeordnete Annette Karl überzeugt. Bestätigt wurde ihr das von Studierenden der Fachakademie für Sozialpädagogik. „Die praktischen Erfahrungen im zweijährigen Sozialpädagogischen Seminar sind die wichtigste Grundlage für das Studium“, so Jessica Caudill. Ihre Studienkollegen nicken beifällig.

Bisher dauert die Ausbildung zur Erzieherin in der Regel fünf Jahre: Dem Studium vorgeschaltet sind zwei Jahre Sozialpädagogisches Seminar (SPS), in denen die Jugendlichen in zwei unterschiedlichen Praxisstellen tätig sind (z. B. Krippe und Heilpädagogisches Heim) mit theoretischer Ausbildung an der Fachakademie für Sozialpädagogik. Es folgen zwei Studienjahre an der Fachakademie mit integrierten Praktika sowie ein einjähriges Berufspraktikum mit begleitender Theorie und fachlicher Betreuung. Die fertigen Erzieherinnen haben mit dem Abschluss zugleich die Berechtigung zum Besuch der Fachhochschule.

Vorteil: Kinderpflegeschule
Absolventen einer Kinderpflegeschule können seit einiger Zeit direkt in die Studienphase an einer Fachakademie wechseln. „Schüler mit Mittlerer Reife werden so überholt. Deshalb schlägt die SPD vor, das Sozialpädagogische Seminar für diese Schüler um ein Jahr zu verkürzen.“ Eine Überlegung, von der Annette Karl selbst nicht überzeugt ist, die nach ihren Worten aber auch die CSU in Bayern anstellt. Aus Sicht der Lehrkräfte und der künftigen Erzieherinnen eine Fehlplanung. Das wurde in dem Informationsgespräch deutlich. „Die beiden Jahre bringen wertvolle Einblicke in die Praxis. Sie sind dringend notwendig.“ Theresa Uhl und Jessica Caudill, Klassensprecherinnen des zweiten Studienjahres, waren hier einer Meinung.
„Bei einer Verkürzung um ein Jahr müssten die Unterrichtsstunden deutlich erhöht werden“, sprach sich auch Hans-Georg Aigner, Leiter der Kirchlichen Fachakademie in Weiden, gegen derartige Pläne aus. Zudem würde der Status des Erzieherberufs darunter leiden. Sinnvoll wäre es viel mehr, die Ausbildung an Kinderpflegeschulen um ein Jahr zu erhöhen.„Da sind wir mit der SPD voll einer Meinung.“ „Gerade Kindererziehung erfordert eine hochprofessionelle Ausbildung.“
Anstatt die Ausbildung zu verkürzen, so Annette Karl, sollte den Erziehern endlich die angemessene finanzielle und gesellschaftliche Anerkennung zuteil werden. Sie will sich dafür stark machen, dass der Staat den Kommunen bei der Finanzierung der SPS-Stellen stärker beiseite steht. Als wichtige Handreichung betrachtet sie das Arbeitspapier, das nach Auskunft von Hans-Georg Aigner derzeit für die Fachakademien erstellt wird. „Darin werden die Standards für die Betreuung, Anleitung und Bezahlung der angehenden Erzieherinnen festgehalten.“

Gegen Großpflegestellen
Eine klare Absage erteilte Karl den vom bayerischen Wirtschaftsministerium angedachten Großpflegestellen: „Eine Kinderpflegerin, die gemeinsam mit drei Müttern Kleinkinder betreut. Das ist kein Ersatz für qualifizierte pädagogische Arbeit.“

Zum Bild: Eine verkürzte Ausbildungszeit für Erzieher schadet dem Ansehen des Berufs, wichtige Praxiserfahrungen würden wegfallen. Studierende, Lehrkräfte und
Hans-Georg Aigner (Vierter von links), Leiter der Fachakademie für Sozialpädagogik, waren hier mit Landtagsabgeordneter Annette Karl (Fünfte von links)
einer Meinung. Auch stellvertretender Schulleiter Anton Amberger von Wittgenstein (Dritter von links), die Lehrkraft Dagmar Mittelmeier und die Klassensprecher
der Studierenden beteiligten sich am Informationsgespräch.

Bild und Text: Der Neue Tag

 

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