SPD Unterbezirk

Weiden-Neustadt-Tirschenreuth

Die Politik muss mitziehen

Veröffentlicht am 22.11.2010 in Allgemein

Sonst wird aus dem Königsweg der Seniorenpflege eine nicht mehr zu finanzierende Sackgasse
Ein selbstbestimmtes Leben auch im Alter – ein Wunsch, den viele Senioren haben. Der jedoch in der derzeitigen Pflegeheim-Situation nur
selten in die Realität umsetzbar ist. Erst langsam etablieren sich Häuser der vierten Generation.

„Da muss sich dringend etwas ändern, ist ein Umdenken notwendig. Die Politik ist hier ebenso gefordert wie jeder Einzelne von uns“ – so der Konsens einer Podiumsdiskussion im Senioren Servicehaus Fuchsmühl, die leicht provokativ mit „Königsweg oder Sackgasse?“ überschrieben war.
MdB Elisabeth Scharfenberg, Mitglied im Gesundsheitsausschuss des
Bundestags und senioren- und pflegepolitische Sprecherin der Fraktion
Bündnis90/Die Grünen, MdL Annette Karl, stellvertretende Landesvorsitzende der SPD und Sprecherin ihrer Landtagsfraktion für den Ländlichen Raum, diskutierten hier gemeinsam mit der Leiterin des Fachbereichs des Senioren Servicehauses, Doris Brotzki, und Bürgermeister Wolfgang Braun Chancen und Möglichkeiten.
Die Moderation hatte NT-Ressortleiter Berthold Zeitler.
Ein neuer Weg
Im Sommer vor fünf Jahren eröffnete das Senioren-Servicehaus in Fuchsmühl seine Pforten. Das Sozialteam als Betreiber beschritt hier einen neuen Weg. Weg von der stationären Altenpflege. Statt dessen ist das Haus in vier Wohngruppen aufgeteilt. In dem Hausgemeinschaftsmodell werden die Bewohner in alltägliche Arbeiten integriert. Da darf mitgekocht werden, der Speiseplan wird von den Bewohnern aufgestellt und vieles mehr. „Die Zufriedenheit der Bewohner zeigt, dass das Konzept, das hier gelebt wird, gut tut“, betonte Geschäftsführer Martin Weiß.
Auch Elisabeth Scharfenberg war sehr angetan von dem zukunftsweisenden Konzept. „Hier wird so gelebt, wie viele es sich wünschen für ihren Lebensabend.“ Deshalb sei der Fuchsmühler Weg der richtige Schritt in die richtige Richtung. „Hier ist mitnichten eine Sackgasse, sondern sie sind auf der Überholspur.“ Auch MdL Annette Karl fand, dass bei der Betreuung der Senioren das Leben in den Vordergrund gestellt werden müsse, mit der bestmöglichen Pflege. Der Mehrbedarf an Personal durch das Wohngemeinschaftsmodell, bei dem sehr viele hauswirtschaftliche Arbeiten mit einfließen, sei eine Problematik, mit der sich die Politik auseinandersetzen müsse. „Es geht nicht darum, den Pflegeschlüssel aufzuweichen, sondern es muss ein Umdenken stattfinden.“
Das sah auch Doris Brotzki so, die detailliert die Probleme aufzeigte, mit denen das Servicehaus zu kämpfen hat.

In der Sackgasse
Weil man eben zum Beispiel keine Großküche habe, sondern in kleinen
Einheiten einkaufen müsse, weil keine zentrale Wäscherei vorhanden sei, weil man einen anderen Personalschlüssel vorhalten müsse, sei der
Betrieb so einer Einrichtung wesentlich teurer. Frankreich und die Niederlande praktizierten schon längst Hausgemeinschaftskonzepte mit Erfolg, nur in Deutschland würden derartige Innovationen gehemmt. „Die Verantwortlichen von heute konzipieren die Pflege von morgen. Und wenn sich da nicht viel bewegt, dann ist unser Konzept tot“, sah Brotzki das Modell in der Sackgasse.
Auch Bürgermeister Wolfgang Braun fand, dass es der richtige Weg sei, einen anderen Finanzierungsschlüssel einzusetzen. Zwar sei es von der demografischen Situation her in unserer Region noch möglich,
dass Kinder die Eltern pflegen, doch werfe dies finanziell enorme Probleme auf.
Elisabeth Scharfenberg riet allen, sich für eine Änderung stark zu machen, da 2011 eine neue Reform für den Pflegebereich anstehe. „Machen sie mobil und setzen sie sich für dieses Pflegekonzept ein. Denn es ist der Königsweg. Aber die Politik muss mitziehen.“ Dafür kämpfen Geschäftsführer Martin Weiß versprach, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen, „auch wenn wir immer wieder dafür kämpfen müssen.“
Er dankte seinem engagierten Mitarbeiterstamm, der das Konzept der
Hausgemeinschaften mitlebe. Allerdings verhehlte Doris Brotzki nicht,
dass aus wirtschaftlicher Sicht beim Neubau in Waldershof bereits das
Modell etwas aufgeweicht werde.

Bildunterschrift: Über Chancen und Risiken der Seniorenpflege diskutierten unter Moderation von NT-Ressortleiter Berthold Zeitler
(rechts) Doris Brotzki vom Senioren Servicehaus, MdB Elisabeth Scharfenberg, MdL Annette Karl und Bürgermeister Wolfgang Braun.

Text und Bild: Siller für NT

 

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