SPD Unterbezirk

Weiden-Neustadt-Tirschenreuth

Annette Karl beim Traditionsunternehmen Märklin

Veröffentlicht am 06.08.2013 in Presse

Freuen sich über fränkische Lösung für die Traditionsfirma: Annette Karl und Thomas Beyer

Übernahme des Traditionsunternehmens Märklin durch die Fürther Simba-Dickie-Gruppe wird als "Traumhochzeit" gesehen
China ist out, Germany wieder in: Im Hauptwerk der Traditionsfirma Märklin im baden-württembergischen Göppingen setzen geschickte Frauenhände Lokomotivgestänge im Maßstab von eins zu 87 oder gar eins zu 220 zusammen, ziehen unter der Lupe feinste Farblinien nach. "Männer können das nicht", erklärt Märklin-Geschäftsführer Wolfrad Bächle die ausschließliche Anwesenheit des weiblichen Geschlechts in dieser Produktionshalle.

"Viele Fehler gemacht"
Das gefiel den Wirtschaftspolitikern der SPD-Landtagsfraktion Annette Karl und Thomas Beyer, die der baden-württembergischen Modellbahnschmiede jetzt einen Besuch abstatteten. Noch mehr, dass das Traditionsunternehmen jetzt offenbar dank einer "fränkischen Lösung" (Beyer) doch noch eine gute Zukunft vor sich hat.

2009 sah es danach gar nicht aus. Im Februar dieses Jahres stellte Märklin einen Insolvenzantrag. "Wir haben einfach sehr viele Fehler gemacht", gesteht Geschäftsführer Bächle in breitem Schwäbisch.

Schmerzhafte Eingriffe unter der Führung von Insolvenzverwalter Michael Pluta folgten. Der Standort Nürnberg wurde geschlossen, die Beschäftigten in Göppingen stimmten einem Haustarifvertrag mit 39,5-Stunden-Woche und ohne Erhöhungen sowie Eingriffe in Urlaubs und Weihnachtsgeld zu. 2012 schaffte das Unternehmen mit seinen 480 Beschäftigten in Göppingen und 700 im ungarischen Györ bei einem Umsatz von 109 Millionen Euro ein Vorsteuerergebnis von rund zehn Millionen Euro.

Lieber nach Russland als in die USA
Im März dieses Jahres bahnte sich dann an, was Geschäftsführer Bächle jetzt eine "Traumhochzeit" nennt. Der Fürther Spielwarenkönig Michael Sieber und dessen Sohn Florian übernahmen mit ihrer Simba-Dickie-Gruppe Märklin. Bei dem drittgrößten deutschen Spielwarenvermarkter nach Mattel (USA) und Lego (Dänemark) mit einem Umsatz von zuletzt 615 Millionen Euro fühlen sich die "Märkliner" jetzt gut aufgehoben. "Wir werden in diesem und nächsten Jahr 25 Millionen Euro in Märklin investieren", versichert Florian Sieber, der neben Bächle einer der Märklin-Geschäftsführer geworden ist.

Der dritte Geschäftsführer ist allerdings erst kürzlich abhanden gekommen: Von Stefan Löbich trennte man sich "im gegenseitigen Einvernehmen". Grund sollen Meinungsverschiedenheiten über die weitere strategische Ausrichtung gewesen sein. Löbich habe die USA als Wachstumsmarkt für Märklin mit seinen Submarken Trix und LGB gesehen während die Siebers auf Österreich, die Schweiz, Russland und den Mittleren Osten setzen und von den USA die Finger lassen wollen.

Bahn wieder zum Kinderspielzeug gemacht
Eines ist jedenfalls klar: Neue Märkte braucht die 1859 gegründete Traditionsmarke. Denn die treue Klientel, deren Durchschnittsalter Bächle auf "50 plus" taxiert, reicht auf Dauer zur Profitabilität nicht aus, zumal sich noch andere Wettbewerber, allen voran der Hauptkonkrrent Fleischmann, auf dem Markt tummeln. Mit "Märklin my world" hat man bereits erfolgreiche erste Schritte unternommen, Kinder ab drei Jahren wieder an das Spielzeug "Modelleisenbahn" heranzuführen.

Die Produktion der filigranen Loks und Waggons mit bis zu 250 Einzelteilen für die Märklin-Fans bleibe unangetastet, betont das Märklin-Management. Dieser Tage läuft die Produktion für Märklin-Verhältnisse besonders hohe Auflage der Güterzug-Dampflokomotive Baureihe 58 vom "Band": Bis zu 8.000 Stück dieser HO-Loks warten auf Fans und das Weihnachtsgeschäft. Ein Kinderspielzeug ist das nicht.

Märklin beweise, dass man auch am Standort Deutschland wettbewerbsfähig produzieren könne, sagt der bayerische SPD-Wirtschaftssprecher Beyer. Betriebsrat und Betriebsverfassungsgesetz seien auch in Krisen hilfreich, betonte die Abgeordnete Karl: "Es gibt keinen Grund, daran zu rütteln".
(Ralf Müller)

 

Homepage Landtagsabgeordnete Annette Karl