SPD Unterbezirk

Weiden-Neustadt-Tirschenreuth

Annette Karl bei der zweiten Demokratiekonferenz in Neustadt/WN

Veröffentlicht am 05.05.2017 in Presse

Kurz, einprägsam und verallgemeinernd – das macht Stammtischparolen aus. Die Teilnehmer an der zweiten Demokratiekonferenz der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Neustadt in der Lobkowitz-Realschule übten gemeinsam, was man solchen Aussagen entgegenbringen kann.

25 Teilnehmer begrüßte Anna Schätzler von der Koordinierungs- und fachstelle zur zweiten Demokratiekonferenz in Neustadt. Darunter auch Landtagsabgeordnete Annette Karl, Kreisrat Karl Meier und Martin Neumann vom federführenden Amt. Vor dem offiziellen Beginn konnten sich die Besucher bei einem Markt der Möglichkeiten über bereits geförderte Projekte der Partnerschaft für Demokratie im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ des Bundesfamilienministeriums informieren.

 

Argumentationstraining für alle

Constanze Borckmann von der regionalen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus für Mittel- und Unterfranken führte mit den Teilnehmern ein Argumentationstraining durch. An einem simulierten Stammtisch konnten jeweils drei Personen zum einen die Rolle der Sprücheklopfer, zum anderen die der Gegenredner übernehmen. Den Einstieg machte Borckmann selbst und begann mit einer Aussage über steigende Bierpreise, denn „die da oben machen doch sowieso, was sie wollen!“. Schnell entwickelte sich aus diesem Satz eine Diskussion über fallende Rentenbeiträge bis hin zur Flüchtlingsdebatte: „Denen wird doch alles hinterhergeschmissen und wir können uns nicht mal mehr ein Seidl leisten“. Den Beobachtern aus dem Plenum fiel auf, wie schwer es ist, gegen solche plumpe Aussagen anzukommen.

Borckmann riet, immer wieder nachzufragen, woher das Gegenüber seine Informationen hätte, oder wen er genau mit „Die“ und „Wir“ meint. Oft stecke hinter den Allgemeinwahrheiten sozialer Neid. „Die“ haben das, was ich nicht habe. Oft sei es leichter, Verantwortung abzugeben und die Schuld bei anderen zu suchen.

Ansprüche herunterschrauben

Solche Diskussionen können auch frustrierend sein. In jedem Fall gilt, niemals voreilig und emotional zu reagieren und sachlich auf das Anliegen seines Gegenübers einzugehen. „Wichtig ist es, seine Ansprüche herunterzuschrauben. Man soll nicht mit dem Ziel in eine Diskussion gehen, das Weltbild des Gegenübers zu ändern.“, sagt Constanze Borckmann „Auf jeden Fall sollte man die Situation nicht einfach so stehen lassen, sondern deutlich machen, dass man diese Ansichten nicht teilt.“

Zum Abschluss des ersten Workshops machte Borckmann den Teilnehmern Mut, den Mund aufzumachen und zu widersprechen. „Wer schweigt, stimmt zu.“ Die Teilnehmer an dem Argumentationstraining waren sich einig: Es ist wichtig, dagegen zu halten: „Ich sag ja auch nicht zu einem Geisterfahrer: Interessante Richtung!“, so ein Besucher.

„Das Netz ist kein rechtfreier Raum“

Nach der Mittagspause konnten sich die Teilnehmer noch zwischen zwei weiteren Workshops entscheiden. Birgit Meusel von der Ideenspinnerei machte deutlich, dass auch Online gilt, eine wertschätzende Netzkultur und einen sachlichen Umgangston zu pflegen. „Das Netz ist kein rechtfreier Raum. Gesellschaftliche Normen gelten auch im Internet.“, so Meusel.

Die Referentin machte darauf aufmerksam, dass Hass nicht toleriert werden kann. Für Nutzer von sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder WhatsApp gilt, dass sie nicht nur aktiv gegensprechen, sondern die Nutzer, die sogenannte „Hate Speech“ verbreiten, melden und somit sperren lassen können. Bei zu Gewalt aufrufenden Kommentaren gibt es die Möglichkeit, den Schreiber bei der Polizei zu melden. Denn in manchen Fällen liegt hier der Tatbestand der Volksverhetzung vor.

Humor gegen Online-Hass

Aber auch mit Humor lässt sich an Online-Hass herangehen: Meldet man beispielsweise einen Hass-Kommentar an das Projekt „Hass hilft“, wird der Verfasser mit einem humorvollen Spruch darauf aufmerksam gemacht, dass er dank seines Kommentars automatisch an Flüchtlinge oder gegen Rechts gespendet hat. Im dritten Workshop „Umgang mit rechtsaffinen Jugendlichen“ wies Helga Hanusa von der Elternberatung der Landeskoordinierungsstelle auf die vielen Facetten des Rechtsextremismus hin, die sich nicht nur durch Glatzen und Springerstiefel definieren, sondern sich ständig wandeln. Hauptaugenmerk bei Hanusas Arbeit liegt darauf, das Umfeld von betroffenen Jugendlichen zu stärken und diese handlungsfähig zu machen. Hanusa betonte, wie wichtig ein stabiles Umfeld in Familie, Schule und Beruf ist. „Erfolglosigkeit oder Einsamkeit in diesen Bereichen sind typische Faktoren, die ein Abdriften in rechtsextreme Kreise befürchten lassen.“

Zum Abschluss dankte Schätzler den Teilnehmern für die aktive Mitarbeit und lud zu einem Abschlussgespräch bei Kaffee und Kuchen ein.

 

(Quelle: Oberpfalzecho vom 5. Mai 2017)

 

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