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SPD-Frauen sehen bei Tabuthema rot

Veröffentlicht am 26.11.2016 in Ortsverein

Gabi Schlagner (Dritte von rechts) erzählte den Grafenwöhrer SPD-Frauen von den Schwierigkeiten im Alltag.

Der Umgang mit Behinderten in der Gesellschaft und die Schwierigkeiten, mit denen betroffene Angehörige zu kämpfen haben, waren die Themen des Stammtisches "roter Donnerstag", den ASF-Vorsitzende Conny Öttl-Spitaler ins Leben gerufen hat. Für ihr erstes Treffen hatten die Grafenwöhrer SPD-Frauen Gabi Schlagner ins Mehrgenerationenhaus eingeladen.

Schlagner erzählte den Stammtisch-Mitgliedern von ihrem Sohn Dominik, der heute 26 Jahre alt ist und als Frühchen mit einem Gewicht von 730 Gramm zur Welt gekommen war. Zunächst als gesund geltend, war schnell klar, dass Dominik sein Leben blind und mit großen Behinderungen wird meistern müssen.

Auch mit 26 Jahren braucht er die volle Unterstützung seiner Eltern, ob beim Waschen, Wickeln, Füttern und Erahnen von Wünschen - eine Herausforderung im Hinblick auf Größe und Gewicht eines ausgewachsenen Mannes, berichtete Schlagner. Tagsüber ist Dominik in Irchenrieth untergebracht, den Abend und die Wochenenden verbringt er zu Hause. Der Alltag ist bestimmt von Terminen wie schwimmen, reiten, Ergotherapie, Logopädie und Shiatsu.

Bei der Diskussion, die sich dem Vortrag anschloss, berichteten auch andere Betroffene von den Schwierigkeiten im Leben mit einem behinderten Familienangehörigen. Bei der Debatte monierten die Frauen, dass Grafenwöhr keine besonders barrierefreie und behindertengerechte Stadt sei. Sie zählten einige Beispiele auf: Im Waldbad gebe es keine Behindertentoilette und keine abgeschlossene Behindertenumkleide. Nur eine Kabine sei als Behindertenkabine gekennzeichnet worden, aber meist, aufgrund der Größe, von Familien belegt.

Ebenso sei die Behindertentoilette in der Stadthalle laut den SPD-Frauen meist verschlossen und werde als Putzkammer genutzt, auch das Jugendheim verfüge nicht über eine behindertengerechte Toilette, was den Besuch von Veranstaltungen für Betroffene schwierig mache.

Behinderte, ebenso wie ältere Menschen, stehen bei Behördengängen in Grafenwöhr schon vor der Herausforderung, überhaupt ins Gebäude zu kommen. Die Einrichtung einer "barrierefreien Sprechstunde" im Erdgeschoss wäre zumindest ein Anfang, wünschten sich die Stammtisch-Mitglieder.

Auch im Mehrgenerationenhaus gebe es keine Barrierefreiheit. Menschen mit Behinderungen bleibe so die Teilnahme an vielen Veranstaltungen verwehrt.

Die Frage einer Besucherin, ob es für Betroffene Vergünstigungen vonseiten der Stadt gebe, wurde von den Betroffenen verneint. Bei den wenigsten Veranstaltungen gebe es Vergünstigungen bei Eintritten oder Sitzplätzen. Die SPD-Frauen wünschen sich, dass Menschen mit Behinderungen mehr Platz in der Gesellschaft haben und nicht länger ein Tabuthema bleiben. Öttl-Spitaler hat deshalb die Wünsche aus dem Treffen zusammengetragen und an Bürgermeister Edgar Knobloch weitergeleitet.

Stammtisch
Der Frauenstammtisch "roter Donnerstag" soll Frauen, die sich für Politik und gesellschaftliche Probleme interessieren, eine Möglichkeit zum Austausch bieten und eine Plattform schaffen, um auf Probleme und Randgruppen aufmerksam zu machen. Der nächste Stammtisch findet am 9. Februar 2017 um 19 Uhr im Mehrgenerationenhaus statt, Nichtmitglieder willkommen.

 

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