SPD Unterbezirk

Weiden-Neustadt-Tirschenreuth

Glühende Rede für die Sozialdemokratie

Veröffentlicht am 22.10.2019 in Allgemein

SPD-Ortsverein Grafenwöhr feierte 100-jähriges Bestehen

 

„Vergiss nie die Geschichte, denn nur mit der Geschichte kannst du die Zukunft gestalten“, zitierte Natascha Kohnen, die Landesvorsitzende der Bayern-SPD, ihren Parteikollegen Hans-Jochen Vogel.

 

Mit Kohnen und dem Generalsekretär und MdB Uli Grötsch konnte der SPD-Ortsverein Grafenwöhr um Vorsitzenden Thomas Weiß zwei brillante politische Persönlichkeiten für die Feier des 100-jährigen Jubiläums gewinnen. Der Einladung zum Jubiläum folgten Bürgermeister Edgar Knobloch mit CSU-Parteikollegen, SPD-Bürgermeisterkandidat Michael Tiefel, Vertreter von Grafenwöhrer Vereinen und Institutionen, sowie etlicher SPD-Ortsvereine aus der Umgebung.

 

„Die Gesellschaft hat es auseinandergezogen“, stellt Kohnen, in den Raum. „Die Sozialwissenschaften sagen, dass wir in einer Zeit der Angst leben. Menschen haben Angst, dass sie sich das, was sie zum Leben brauchen, nicht mehr leisten können. Diese Angst macht sie offen für Populisten“, gibt die Rednerin zu bedenken. In ihrer glühenden Rede zeigte sie auf, welche Herausforderungen auf die regierenden Parteien warten.

 

Staat muss wieder Sozialstaat werden

Menschen in sozialen und vielen anderen Berufen können sich das Wohnen in den Innenstädten der Großstädte nicht mehr leisten. In den Innenstädten würden die oberen 10 000 leben. Der Staat, also alle demokratischen Parteien, müssten es schaffen, die Probleme und Bezahlbarkeit um Wohnen, Pflege und Mobilität zu lösen. Dabei sei ihr auch bewusst, dass es im ländlichen Bereich bereits daran scheitert, dass es unzureichend Verbindungen des Öffentlichen Personennahverkehrs gibt.

 

„Wie können wir auf die Idee kommen, dass Krankenhäuser Profit machen sollen? Hartz 4 ist ein Angstbegriff geworden – das muss korrigiert werden. Wenn jemand 35 Jahre gearbeitet hat, dann muss er von seiner Rente leben können. Da braucht es keine Bedürftigkeitsprüfung - diese kommt über die Einkommensteuer“, stellt sie die Politik der letzten Jahre in Frage. Sie führt den Soziologen und Philosophen Jürgen Habermas an: „Der besorgte Bürger ist der Saatboden des Faschismus.“

 

Hier sieht sie die Aufgabe, den Menschen die Angst zu nehmen. „Wir müssen diesen Staat wieder zu einem Sozialstaat machen!“  Wenn die Menschen sich sicher sein können, dass der Staat für sie da ist, reduziert sich die Anfälligkeit für Populisten, ist sie sich sicher.

 

Verlängerter Arm der Rechtsextremen

„Was passiert jetzt in der Welt?“, fragt sie in die Runde: „Trump missachtet Frauen, missachtet die Pressefreiheit und hat mit seiner rigiden Politik an der mexikanischen Grenze Familien auseinandergerissen.“ Auch innerhalb Europas gebe es besorgniserregende Entwicklungen. Politiker aus Ländern wie Ungarn, Italien, Polen geben menschenverachtende Äußerungen von sich. In Deutschland, ganz aktuell das fremdenfeindlich motivierte Attentat in Halle, rüttelt auf. „Der verlängerte Arm der Rechtsextremen ist die AFD“, zeigt sie klar auf. „Unter demokratischen Parteien ist es wichtig, Respekt voreinander zu haben.“

 

Mut der Sozialdemokraten

 „Welchen Mut hatten die Sozialdemokraten 1933?“, fragte sie, schließlich seien viele der Genossen, nachdem die SPD gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt hatte, u.a. in Flossenbürg zu Tode gekommen.

 

Die SPD habe sich immer für die Rechte der Arbeiter eingesetzt, für Gleichberechtigung und Gleichheit. Die SPD sei immer von unten entstanden, von den Ortsvereinen. „In die Sozialdemokratie geht man aus Überzeugung“, ist sie sich sicher. Während ihrer Schulzeit machte ihre Klasse eine Fahrt zur WAA nach Wackersdorf, musste zusehen, wie die Bevölkerung mit Tränengas traktiert wurde, wie die Exekutive mit der Bevölkerung umgeht. Das war ihre Motivation, sich in der SPD zu engagieren.

Sie beglückwünschte die Grafenwöhrer SPD zu ihrem 100-jährigen Bestehen und wünschte Mut, weiter voranzugehen und  gute Politik für die Menschen zu machen.

 

Lernen, wie Demokratie geht

Nach lange anhaltendem Applaus kam Generalsekretär und MdB Uli Grötsch ans Rednerpult. „Die SPD war immer eine Partei des Fortschritts, der Zukunft und des Mutes, bekräftigte er, und führte die Abstimmung zum Ermächtigungsgesetz ein wenig aus und erklärte die Stimmung in der Gesellschaft um 1933. „Wir sind zwar noch nicht ganz so weit, aber wir leben, bezogen auf die Stimmung in der Gesellschaft,  in einer absolut vergleichbaren Zeit wie damals!“, mahnte er. In Deutschland sei es wieder salonfähig geworden, braun zu sein. Nur seien die Braunen jetzt blau angestrichen, stellte er fest.

 

In Vorträgen in Schulen fordert er die Schüler auf: „Engagiert euch! Am liebsten natürlich in der SPD, oder aber auch bei der Feuerwehr oder im Schützenverein, meinetwegen auch bei die „Schwoazn“. Hauptsache, ihr engagiert euch!“, setzte er mit Augenzwinkern zur CSU-Abordnung hinzu, und fügte an: „2019 ist es in der Schule wichtig zu lernen, wie Demokratie geht!“

 

 Über seine Parteikollegin Kohnen sagt er, sie sei „keine die gebückt und mit „zwiederner Lätschn“, sondern eine, die frohen Mutes nach vorn geht. Daran könne man sich ein Beispiel nehmen. Die SPD im Landkreis Neustadt/WN ist gut aufgestellt, nach München ist es der Unterbezirk mit der zweitgrößten Mitgliedszahl, erklärt Grötsch. Zur Parteiarbeit gehöre, dass man bei den Menschen ist und nicht darauf wartet, dass diese kommen. Für die Kommunalwahl im März 2020 wünschte er dem Grafenwöhrer Ortsverein mit Bürgermeisterkandidat Michael Tiefel viel Erfolg.

 

Ortsvereinsvorsitzender Thomas Weiß bedankte sich mit kleinen Geschenken bei den Rednern, bevor es zur Ehrung von langjährigen Mitgliedern ging.

 

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