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100 Jahre Freistaat Bayern - Empfang der Landtagsfraktion in Erbendorf

Veröffentlicht am 11.06.2018 in Presse

Seinen 100. Geburtstag kann in diesem Jahr der  Freistaat Bayern feiern, ausgerufen in unruhigen Zeiten zum Ende des ersten Weltkrieges in München vom unabhängigen Sozialdemokraten Kurt Eisner. Dieses wichtige Ereignis in der bayerischen Geschichte ist für die SPD Landtagsfraktion Anlass gewesen in das Hotel Aribo nach Erbendorf einzuladen.

Landtagsabgeordnete Annette Karl konnte unter den 100 Gästen zahlreiche Kommunalpolitiker und Personen des öffentlichen Lebens begrüßen. Karl zitierte in ihrer Begrüßung aus Willy Brandts Abschiedsrede als SPD-Vorsitzender, der gesagt hatte „Wenn ich sagen soll, was mir neben dem Frieden wichtiger sei als alles andere, dann lautet meine Antwort ohne Wenn und Aber: Freiheit. Die Freiheit für viele, nicht nur für die wenigen. Freiheit des Gewissens und der Meinung. Auch Freiheit von Not und von Furcht.“ Die Freiheit der Bürger und die Meinungsfreiheit waren auch schon 1918 für Kurt Eisner eine Grundlage bei der Prägung des Begriffes „Freistaat Bayern“. Auch heute muss immer wieder neu diskutiert werden, wie die Spannungen zwischen dem berechtigten Wunsch des Einzelnen nach Freiheit und dem Wunsch der Gesamtheit nach Schutz durch den Staat gelöst werden, so Karl.

Für das Highlight des Abends sorgte die Rede des Vorsitzenden des Verfassungsausschusses, MdL Franz Schindler. Detailgetreu und bildhaft schilderte er die Situation von 1918 schildern. Beispielhaft beschrieb Schindler die Zeitenwende am Leben seiner Großmutter, geboren 1900 und nie außerhalb der Oberpfalz gewesen. Für sie wäre der heutige Lebensstandard in Bayern ein Leben wie im Paradies, denn sie lebte ihr ganzes Leben in einem kleinen Haus – 8 x 8 m groß. Auch wenn sie damals schon in der Industrie – in der Maxhütte gearbeitet hat, so war vor 100 Jahren der Freistaat Bayern zum größten Teil Agrarland. Der Wandel zu einem Hochtechnologiestandort mit Weltkonzernen wie BMW und Audi sei vor allem der bayerischen Bevölkerung zu verdanken, betonte der Referent.

Schindler stellte die Frage, was es zu feiern gebe bei 100 Jahren Freistaat Bayern, die ja eigentlich nur 87 Jahre Freistaat Bayern seien. Denn 1933 übernahmen die Nazis die Macht und begruben mit ihrem 1000-jährigen Reich die Demokratie. Die Gründung des Freistaates brachte vor 100 Jahren das allgemeine Wahlrecht, auch für Frauen, die Meinungsfreiheit, den Wechsel der Schulaufsicht von der katholischen Kirche zum Staat und vieles, was heute selbstverständlich ist und damals revolutionär war. Der einzelne Mensch und seine Rechte standen im Mittelpunkt dieser unblutigen Revolution. In seiner Mitteilung über die Ausrufung des Freistaates betonte Eisner „Jedes Leben soll heilig sein“ – dies hielt auch bis zur Ermordung von Eisner 100 Tage nach der Ausrufung der Republik.

Mit dem Neustart des Freistaates Bayern im Jahr 1945 und der Verabschiedung der Bayerischen Verfassung am 01.12.1946 begann eine neue Zeit in Bayern, mit einer modernen Verfassung – geschrieben vom Sozialdemokraten Wilhelm Högner-, die auch heute noch beispielhaft ist. Der ehemalige Verfassungsrichter Paul Kirchhoff betonte in seiner Rede anlässlich des 70. Geburtstages der Verfassung, dass jeder Bayern die Verfassung einmal lesen sollte. Den Nichtbayern empfahl er sogar die zweimalige Lektüre der Verfassung. Denn er versprach „eine inspirierende Lektüre“.

Rückblickend auf die 100 Jahre Freistaat bleibt die Frage, warum die erste Demokratie nur so kurze Zeit funktionierte. Die wichtigste Antwort ist wohl, dass es zu wenige Demokraten in der Weimarer Republik gab und diese dann auch noch uneinig waren. Deshalb sei es heute um so wichtiger, dass die zweite Demokratie vor alten und neuen Feinden verteidigt werde, beendete Schindler seine hervorragende Rede.

 

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